«Wir schaffen Mehrwert für unsere Gemeinden und die Bevölkerung»
Der Gemeindeverband LuzernPlus blickt auf ein anspruchsvolles Jahr 2023 zurück. Im Interview sprechen Präsident André Bachmann und Geschäftsführer Armin Camenzind über Errungenschaften, überwundene und weiter bestehende Herausforderungen und die Erfolgsgeschichte «Gebietsmanagement».
Was hat im Jahr 2023 LuzernPlus am stärksten geprägt?
André Bachmann: Zwei Faktoren haben unsere Arbeit entscheidend beeinflusst: Zum einen führten einige personelle Wechsel zu Engpässen. Zum anderen belastet uns seit zwei Jahren die Unsicherheit bezüglich der Finanzierung durch den Kanton.
Armin Camenzind: Das vergangene Jahr war tatsächlich äusserst anspruchsvoll. Trotz der personellen Engpässe haben wir einiges erreicht. Wichtige Projekte wurden vorangetrieben oder erfolgreich abgeschlossen, und wir konnten die Anforderungen unserer Partner erfüllen. Das war eine grosse Leistung unseres Verbandes.
Beginnen wir mit den Erfolgen. Welche sind besonders erwähnenswert?
Camenzind: Das Projekt «Landschaftspark Reuss» zeigt den Mehrwert, den LuzernPlus erbringt. Eigentlich sind Gewässer kein Thema für einen Gemeindeverband, sondern Aufgaben der Standortgemeinden und des Kantons. LuzernPlus hat aber – ergänzend zum kantonalen Hochwasserschutzprojekt – ein Konzept für die Naherholung und Besucherlenkung erarbeitet. Unsere Fachperson für Raumplanung hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Konzept einstimmig von den Delegierten unserer Mitgliedergemeinden verabschiedet wurde.
Bachmann: Für mich ist auch die regionale Kulturförderung ein Erfolg. Wir haben die Regionalkonferenz Kultur (RKK) aus einer Not heraus bei LuzernPlus integriert. Durch solide Arbeit und Transparenz zeigen wir gegenüber den Gemeinden ehrlich auf, wofür sie bezahlen und wie das Geld gerecht eingesetzt wird. Es ist uns gelungen, dass künftig alle 22 Verbandsgemeinden die Projektförderung solidarisch mitfinanzieren – ein Ausdruck der Anerkennung gegenüber den Kulturschaffenden und ein starkes Zeichen an den Kanton.
Zu den Erfolgen gehören auch die Entwicklungen in den Gebietsmanagements, oder?
Bachmann: Absolut. Wir ernten jetzt die Früchte der jahrelangen Arbeit. Im vorliegenden Jahresbericht geben wir Einblick in die Fortschritte in LuzernNord und LuzernSüd. Natürlich wäre es vermessen zu sagen, die Entwicklung in diesen Gebieten sei allein oder grösstenteils auf das Gebietsmanagement von LuzernPlus zurückzuführen. Aber in beiden Gebieten haben sich unsere Gebietsmanager als verlässliche Partner positioniert, die nicht nur durch die Vernetzung aller Beteiligten, sondern auch inhaltlich wichtige Impulse setzen. Wir sind anerkannt und geschätzt.
Camenzind: Im Vorprojekt zum Entwicklungsschwerpunkt Rothenburg konnte LuzernPlus – in Zusammenarbeit mit einem externen Partner – zudem seine Flexibilität und Agilität unter Beweis stellen. Wir mussten rasch reagieren, schnell die Leute zusammenbringen und ein Projekt übernehmen. Der Kanton und die Gemeinden hätten dieses Projekt mit ihren festen Budgetprozessen nicht so rasch realisieren können.
Das Gebietsmanagement als Ganzes ist eine Erfolgsgeschichte – kann man das so sagen?
Camenzind: Das Gebietsmanagement hat Dynamik in die Region gebracht und einen positiven Wettbewerb der Ideen ausgelöst. Die gemeindeübergreifende Koordination von Raum, Siedlung und Verkehr sowie die Vermittlung zwischen Kanton, Gemeinden, privaten Investoren und weiteren Anspruchsgruppen in einem Gebiet, schaffen Mehrwert. Dass die GM von LuzernPlus im ganzen Kanton kopiert werden, ist Beleg für dieses Erfolgsmodell. Denn nur "Gutes" wird übernommen.
Allerdings kann man nicht einfach in eine einzelne «Person Gebietsmanager» investieren, wie teils fälschlicherweise verstanden wird. Es geht um einen Gebietsmanagement-«Mindset», also um eine Denkweise und Haltung und um ein Team, welches ineinander greifen muss. Es geht um die ganzheitliche Verbindung von Themen, Aufgaben, Kompetenzen. Dafür muss der ganze Verband gestärkt werden.
Damit sind wir beim eingangs erwähnten Sorgenkind: Was bedeutet die neue Finanzierung durch den Kanton für LuzernPlus?
Bachmann: Der Kanton hat die Grundfinanzierung unserer Arbeit deutlich reduziert, wir erhalten 50'000 Franken weniger pro Jahr. Gleichzeitig nimmt der Reporting-Aufwand zu und die Transparenz ab. Weder der Kanton noch die Gemeinden sind bereit zu sagen, auf welche Leistungen sie künftig verzichten wollen. Das ist teilweise frustrierend.
Der Kanton sagt im Richtplan, dass die Region LuzernPlus der "Wirtschaftsmotor für den ganzen Kanton Luzern" sei. Derselbe Kanton gibt nun weniger Mittel in diese Region – das ist widersprüchlich. Es hilft den schwächeren Gemeinden nichts, wenn die starken Gemeinden geschwächt werden.
Der Kanton will, dass im Gebiet LuzernPlus alle kantonalen Mittel in die Gebietsmanagements fliessen. Doch zu unseren 22 Verbandsgemeinden gehören nicht nur urbane, sondern auch ländliche und Berggemeinden. Es liegt mir persönlich am Herzen, dass wir als Verband verbindend wirken und uns nicht auseinanderdividieren lassen, indem sämtliche Mittel in die fünf grössten Gemeinden (K5) und in die kantonalen Entwicklungsschwerpunkte (ESP) mit ihren Gebietsmanagements gehen.
Neben der Frage der Finanzierung war 2023 auch die Personalsituation meist herausfordernd. Wie sieht die Situation heute aus?
Camenzind: In der Tat hatten wir mehr Abgänge als üblich. Bei einer kleinen Organisation wie LuzernPlus wirkt sich das natürlich spürbar aus. So sind einige Projekte liegen geblieben und wir mussten uns auf die Kernaufgaben konzentrieren. Inzwischen sind wir auf der Geschäftsstelle wieder sehr gut aufgestellt und konnten neue Kolleginnen und Kollegen finden. Ich bin überzeugt, dass wir 2024 noch mehr Leistung auf den Boden bringen und Mehrwert für unsere Gemeinden schaffen werden.
Welche Projekte und Entwicklungen sind dieses Jahr besonders wichtig?
Bachmann: In den zwei bedeutenden Infrastrukturprojekten für unsere Region – Durchgangsbahnhof (DBL) und Bypass – nehmen wir weiterhin eine aktive, vermittelnde Rolle ein. Wir repräsentieren keine formelle Staatsebene und sind somit ausschliesslich den Zielen der Region verpflichtet. Wir können unabhängig und schnell agieren, zwischen Akteuren vermitteln, Kontakte wahrnehmen, mit unseren Positionen Akzente setzen. Die im Januar als Ergebnis der Testplanung vorgestellte Teilüberdeckungen der A2 ist gleichzeitig ein Kompromiss wie auch eine Erfolgsmeldung hinsichtlich der Fortführung des Bypass-Projekts.
Camenzind: Auch beim DBL stehen wichtige Weichenstellungen an, und an der LUGA wird das Generationenprojekt ein erstes Mal für die Bevölkerung erlebbar gemacht. Die Arbeiten in den Entwicklungsschwerpunkten Rothenburg und Luzern Bahnhof gehen ebenso weiter wie in den etablierten Gebietsmanagements. Für das Projekt Gleisweg im Rontal müssen wir in mehreren Gemeinden Kredite sichern, teils in Volksabstimmungen. Wir wollen den Wert dieser Investition für die betroffenen Gemeinden und die Region aufzeigen.
Nicht den Status quo bewahren, sondern die Zukunft unserer Region aktiv mitgestalten – diese Vision verfolgen wir auch 2024 und darüber hinaus.